Lüneburgs Häuser erzählen

Das Thema „Senkungen“ ist in Lüneburg allgegenwärtig. Kaum eine Touristengruppe, die von den Stadtführern nicht an die so genannte Abbruchkante geführt wird, um mit leichtem Schaudern die Schäden zu betrachten, die die jahrhunderte lange Salzförderung bei etlichen Häusern in der Altstadt hinterlassen hat. Nun hat sich Berliner Gruppe mit dem passenden Namen «lunatiks produktion» des allgegenwärtigen Themas angenommen und präsentierte die Ergebnisse in der neuen Produktion „Senkungen“, die gestern, 5. Februar, ihre begeistert aufgenommene Premiere im T.NT Studio feierte.

Schon bevor es richtig losgeht, flimmern Videofilme über eine transparente Leinwand, die gleichzeitig die Bühne und die Zuschauergruppen in zwei Hälften teilt. Vieles erkennt das Publikum wieder, es sind alte und neue Ansichten ihrer Heimatstadt. Und so erzählt auch das anschließende Stück von der Stadt für die Stadt. Es ist eine Geschichte, die ohne die Bürger der Stadt nicht möglich gewesen wäre. Szenen und Dialoge beschäftigen sich etwa mit dem Räumungen und anschließenden Abrissarbeiten in der Frommestraße. Es kommen ehemalige Bewohner zu Wort, aber auch ein Polizist schildert, wie er seine Einsätze empfunden hat. Dadurch entsteht eine Authentizität, die die damaligen Ereignisse wieder greifbar macht.

Auch bekannte Lüneburger Persönlichkeiten kommen, vertreten durch die Schauspieler, zu Wort und sind, zumindest für Zuschauer, die in der Stadtgeschichte ein bisschen bewandert sind, zu identifizieren. Im Mittelpunkt steht neben der westlichen Altstadt und dem Bereich Frommestraße auch der Ochtmisser Kirchsteig. Die Aufführung macht deutlich, wie sich in diesen Teilen Lüneburgs unter den Bewohnern eine gewisse Gelassenheit entwickelt hat. Hier regt man sich nicht über kleinere Risse oder schiefe Wände auf.

Das Berliner Produktionskollektiv lunatiks produktion entwickelt schon seit Jahren Theaterprojekte, Performances und Installationen, die sich als Forschungsarbeit mit den Mitteln des Theaters begreifen. Die Projekte setzen sich mit historischen Ereignissen, Schauplätzen und Biographien oder mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen auseinander. Ausgangspunkt sind wie jetzt auch in Lüneburg stets umfangreiche Recherchen, Gespräche mit Beteiligten und Experten sowie Archivarbeit.

So wurde dem Publikum gestern ein virtuelles und fiktives Panorama Lüneburgs präsentiert, das Lüneburgs Senkungsgeschichte auf eine ganz neue Art thematisiert. Ein interessanter und ungewöhnlicher Theaterabend, der noch bis Anfang Mai auf dem Spielplan steht. Ein Muss für jeden bekennenden Lüneburger!