Am 30. August 1978 entführt ein Kellner aus Ost-Berlin eine Passagiermaschine der polnischen Luftfahrtgesellschaft LOT auf ihrem Flug von Danzig nach Berlin-Schönefeld. Mit einer Spielzeugpistole verlangt er von den Piloten, das Flugzeug in Tempelhof zu landen. Als sich nach der Landung die Tür zur Gangway öffnet, empfängt sie ein lächelnder amerikanischer Offizier. „Welcome to West-Berlin!“
Die 62 Insassen, davon 50 DDR-Bürger, stehen plötzlich vor der Entscheidung, im Westen zu bleiben oder in die DDR zurückzukehren. Das amerikanische Flughafencasino, wo sie nach der Landung mit Hamburgern und Pommes bewirtet werden, wird für sie zu einem Ort zwischen zwei Orten: zwischen Ost und West, zwischen Sozialismus und Kapitalismus, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Für alle Beteiligten ist dies eine hochdramatische Situation, die sie völlig unerwartet vor die Entscheidung stellt, welches Leben sie führen wollen. Diese Stunden im Schwebezustand, bevor acht Passagiere beschließen, nicht zurückzukehren, und ein Bus der BVG die übrigen nach Ost-Berlin bringt, werden zum Ausgangspunkt einer Stückentwicklung, die sich mit der Frage nach der Entscheidung und den Konsequenzen dieses Ereignisses für die weitere Lebensgeschichte der Flugzeuginsassen beschäftigt. Bei dem Vorfall handelt es sich um eine der spannendsten Ost-West-Geschichten, die die deutsche Teilung und den Kalten Krieg mit ihren Absurditäten aus der Perspektive von 50 Einzelschicksalen erfahrbar werden läßt.
Die Aufführung findet auf dem Flughafen Tempelhof statt. Die Zuschauer werden auf einen Flug zurück ins Jahr 1978 mitgenommen. Für Flugtickets und Visum ist eine Anmeldung mit Personalausweis und Geburtsdatum erforderlich!
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Westflug. Die Geschichte einer Entführung ist als Manuskript ab sofort erhältlich beim Verlag Autorenagentur
Lesen Sie auch den Roman „Tupolew 134“ von Antje Ravic Strubel zum gleichen Fall.
Von und mit Yvette Coetzee / Franziska Kleinert / Christine Rollar / Matthias Scherwenikas / Jan Uplegger / Antje Widdra Text/Regie Tobias Rausch Ausstattung Jelka Plate Musik Gregor Ellwart Dramaturgie Jan Linders Regiemitarbeit Manuela Lachmann Produktion Claudia Jansen / Vera Palme / Ilka Rümke Praktikum Maggie Bell / Tobias Hübsch Eine Koproduktion mit den Sophiensaelen Berlin Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und Stiftung Aufarbeitung Unterstützt durch die Berliner Flughäfen und Miele Dank an alle Zeitzeugen, die wir interviewen durften!